Auch Profis haben Krisen

Immer wieder spannend finde ich die Frage an PsychologInnen, TherapeutInnen und auch mich: ‚Was dir geht‘s nicht gut? Aber du bist da ja ausgebildet, du müsstest ja mit dem Leben ganz anders umgehen können. Wieso bist du in einer Krise?‘

Ganz einfach: Weil das Leben auch uns nicht mit Schicksalsschlägen, Krankheiten und Verlusten verschont und auch uns in schweren Zeit fordert. Schließlich können auch Zahnärzte Karies bekommen oder Wurzelbehandlungen benötigen.

Und ja, auch wir kämpfen dann, und wir leiden. Was allerdings den Unterschied macht, ist: Wir gehen damit meist bewusster um und können diese Krisenzeit dadurch schneller und leichter überwinden. 

Krisenbewältigung: Echte Akzeptanz statt Schönreden

Wir haben aufgehört, uns etwas mental einreden zu wollen, an das wir im Innersten sowieso nicht glauben können. Wir haben aufgehört, uns Dinge emotional schönreden zu wollen, weil wir wissen, dass die Enttäuschung sich zwar verzögert aber danach noch schmerzhafter wird.

Wir haben gelernt, zu akzeptieren, was ist, im Außen wie im Innen. Und wir haben gelernt, dass allein dieser Zugang schon Veränderung bringt. 

Wir erkennen die Symptome einer Krise früher und können früher gegensteuern, besonders wenn es sich um lebensverändernde Krisen handelt, die sich erst langsam und über einen längeren Zeitraum entwickeln.

Wie Profis mit Krisen umgehen

  • Gedanken und Emotionen wertfrei erlauben
    Ich darf das Leben gerade zum Kotzen finden und es auch laut aussprechen.

  • Erschöpfung und Überforderung zulassen
    Ich darf
     mich mit der Situation im Moment überfordert fühlen und - auch und gerade als Profi - alleine nicht weiter wissen.

  • Pause gönnen
    Ich darf mir jetzt vermehrt Ruhezeiten nehmen, weil ich weiß, dass Krisen mental, emotional und körperlich enorm kräftezehrend sind.

  • Andere um Hilfe bitten
    Ich darf und soll Handgriffe und Aufgaben delegieren, um mich zu entlasten.

  • Einlassen und ausweinen
    Ich lasse den ganzen Ballast ab und suche Halt bei einer Person, die damit umgehen kann - in meinen Krisenzeiten meine SupervisorInnen, da ich in meinem Familien- und Freundeskreis niemanden zu sehr belasten möchte.

  • Situation analysieren und reflektieren
    Ich frage mich: Welche Krisendynamik ist bei mir am Laufen? Welche Lebenssäulen sind ins Wackeln geraten? Was ist rational und was vor allem auch emotional gerade am Dringlichsten zu tun? Was brauche ich, um diese Schritte zu gehen? 

  • Selbstfürsorge
    Ich achte darauf, mir regelmäßig Gutes zu tun, um meine Selbstheilkräfte zu mobilisieren und meine Tanks aufzufüllen - in meinem Fall Massagen, Zeit mit meinen Liebsten, Sonne, Natur und ganz viel von meinem Lieblingsessen.

  • Realistisch sein
    Mir ist bewusst, dass die Krisenbewältigung Zeit brauchen wird, dass es Höhen und Tiefen geben wird und dass ich am Weg auch den Mitspielern Frustration, Aggression, Verzweiflung, Trauer, Angst, Schmerz, Hoffnung und Enttäuschung begegnen werde.

  • Ressourcen aktivieren
    Ich erinnere mich daran, wieviele Krisen ich bereits bewältigt habe und dass das Leben danach immer schöner, bunter und leichter war und vertraue darauf, dass es wieder so sein wird.

Je früher wir unserer momentanen Krisensituation ehrlich begegnen, umso schneller haben wir die Chance, sie zu meistern und als Erinnerung hinter uns zu lassen. 

Doch es braucht anfangs Mut, einer Krise auf diese ehrliche Art zu begegnen, und Vertrauen, dass wir die Krise überwinden. Und je öfter wir Krisen auf diese Art und Weise bewältigen, umso weniger Mut brauchen wir. Denn mit der Erfahrung wächst auch die Gewissheit und das Selbstvertrauen, dass wir Krisen gewachsen sind. 

 

erfüllt leben. worauf warten. leben ist jetzt.

 


 

 

 

 

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