Fotocredit: Eva Planötscher-Stroh

CoVid19 - oder: Wofür ist das eine Gelegenheit?

Tag 25 der Ausnahmesituation
Theorieinput und Übungen aus meiner Praxis, um an der Krise zu wachsen

CoVid 19: Dieser Virus ist lästig, er ist mühsam, unangenehm, bösartig und leider für einige gefährlich.

Und er ist auch eine wunderbare Metapher für unser unerwünschtes Innenleben, die unliebsamen Gefühle in uns, die mühsame Angst, die zerstörerische Wut, die lähmende Ohnmacht...

Schritt 3 – Seine Gefühle zulassen, oder: einmal so richtig abkotzen!

Ebenso wie der Virus in der Gesellschaft verpönt ist, sind es auch diese „negativen“ Gefühle, die wir dennoch alle in uns tragen. Und während wir uns vor einem Virus hinter Türen und Masken in Schutz bringen können, bleiben unsere Gefühle immer in uns, egal wo wir uns am liebsten verstecken würden.

Wir bemühen uns, souverän zu bleiben, schlucken unseren Ärger und unsere Tränen hinunter, weil wir stark und vernünftig wirken wollen. Wir wollen anderen keinen Grund liefern, uns wieder das Gefühl zu geben, dass wir zu schwach, hysterisch, eine Heulsuse sind, alles viel zu nah an uns heran lassen, nie erwachsen werden, anders sind, das Leben nie schaffen, wenn wir nicht härter werden.

Dabei ist es genau das, was uns schwächt, an uns nagt und daran hindert, in unser Potenzial zu wachsen: unserer innerer Kampf gegen das, was in uns ehrlich wäre.

Was wäre wenn? – Die heilende Kraft der Gefühle

Was wäre, wenn unsere Gefühle nicht das Problem sind, sondern nur die Art, wie wir gelernt haben, damit umzugehen? Was wenn, wir unsere Gefühle als wertvolle Wegweiser erkennen, wer oder was uns Angst macht (und uns folglich nicht gut tut), wer oder was uns wütend macht (und damit unsere Grenzen missachtet), wer oder was uns traurig macht (und uns damit zeigt, wie wichtig er/sie/es für uns ist), usw.?

Eines ist klar: Wir sind nicht unsere Gefühle. Wir haben Gefühle. Auch wenn wir als Kinder gehört haben, wir sind ein Zornpinkerl oder ein Angsthase. Das stimmt so nicht. Es gibt auch Situationen, in denen wir alles andere als zornig oder ängstlich reagieren. Also können wir gar kein Zornpinkerl oder Angsthase sein. Es sind ganz bestimmte Momente, die in uns Zorn und Angst und andere Gefühle auslösen. Und das hat seinen guten Grund. Unsere Gefühle vermitteln eine Botschaft, sie sind ein wertvoller Kommunikationskanal, wenn wir ihn zu nutzen lernen. 

Lassen wir uns auf eine kurze analytische Rückschau ein:

  • Was habe ich in bezug auf Gefühle in meiner Kindheit gelernt?
  • Welche Gefühle waren erlaubt?
  • Welche wurden belächelt, weggeredet, bestraft?
  • Wie sind meine Eltern, Großelten mit Wut, Angst, Trauer umgegangen?
  • Welche negativen Gefühle darf ich haben, welche nicht?
  • Wie hätte ich mir als Kind gewünscht, dass Erwachsene auf meine Gefühle reagieren?

Und nun lassen wir uns auf ein Gedankenexperiment ein: 

  • Was würde passieren, wenn ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen würden?
  • Was würde zum Vorschein treten?
  • Unter welchen Umständen dürfte ich mir meine Angst, Wut, …. einmal vor mir selbst – und dann auch vor anderen - erlauben?
  • Wie und wem könnte ich meine Traurigkeit, Angst und Wut am gefahrlosesten zeigen?
  • Wie würde es mir danach gehen, wenn der Schmerz einmal aus mir heraußen ist?
  • Was würde mir gut tun, um den Druck in mir zu lindern?

Anleitung für einen gesunden Umgang mit Gefühlen

Seinen Gefühlen zu begegnen, kann einem Angst machen. Wir haben Angst, andere Menschen zu verletzen, zu verlieren oder sogar uns selbst zu verlieren und durchzudrehen. Das ist völlig normal. Wir haben ja nie gelernt, natürlich mit diesen Gefühlen umzugehen. Wir haben gelernt, sie entweder zu schlucken oder destruktiv herauszulassen, und dabei andere zu verletzen oder etwas zu zerstören. Und beides ist nicht gesund – für niemanden.

Sich seiner Gefühle bewusst zu werden, ist der erste Schritt, um sie zu lindern und zu heilen. Der zweite Schritt ist, sie zu akzeptieren, sie nicht weghaben zu wollen, sondern zu verstehen, warum sie hier sind, dass es einen Grund für die Angst und Wut und Trauer in uns gibt.

Solange wir gegen sie ankämpfen, werden sie größer. Indem wir ihnen ihre Berechtigung lassen, können sie sich beruhigen. Indem wir den Grund hinter unseren unerwünschten Gefühlen erkennen, finden wir den Weg in die Lösung. Und der Grund hinter unseren Gefühlen ist immer eine Form von Selbstschutz und Selbstliebe. Wir müssen der Botschaft nur auf die Spur kommen.

  • Lass zu, dass du deine Gefühle wahrnimmst.
  • Akzeptiere sie. Es ist ok, wie es gerade ist. Du bist ok, wie du gerade bist.
  • Formuliere wie es dir geht:"Ich kann nicht mehr", "das ist ja nicht zum Aushalten", "ich bin so....."
  • Bleib respektvoll mit deiner Umwelt, in dem Wissen, dass sie nur "gute" Projektionsflächen sind.
  • Weine, wenn dir danach ist. Auch weinen heilt.
  • Erkenne deine Gefühle als Wegweiser. Lerne ihre Sprache.
  • Hab Vertrauen, dass sie dir helfen wollen und deinem Selbstschutz dienen.
  • Erkenne das innere Bedürfnis hinter deinem Gefühl und du findest einen neuen Weg dich zu beschützen.

Für alle, die gerade zum Thema Wut noch nachlesen möchten, gibt es einen schon etwas älteren Blogbeitrag von mir.

erfüllt leben. worauf warten. leben ist jetzt.

 

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