Raus aus der Krise: CoVid19 und der Abstand

Über wenig haben wir in den letzten Tagen und Wochen mehr gelesen, gehört, geredet und nachgedacht. Wieviel Abstand habe ich wann zu wem?

Und ich weiß nicht, wie es euch geht. Es fühlt sich eigenartig an, beim Spaziergang mit dem Hund den Entgegenkommenden vom Gehweg auf die Wiese auszuweichen, um die ein bis zwei Meter Abstand einzuhalten. Noch eigenartiger ist es, wenn die anderen auf Abstand gehen. Diese Distanz fühlt sich einfach nicht normal an. Und schon wird es sehr paradox… 

Was wir vom CoVid19 über unser tägliches Verhalten lernen können

Überlegt einmal, wie nahe uns Menschen im Alltag vor dem Corona-Virus gekommen sind….

  • Der Partner
  • Die Kinder
  • Die Familie
  • Die Freunde
  • Die Kollegen
  • Der Chef
  • Fremde auf der Straße, beim Einkaufen, in Öffis…

Wenn wir bedenken – und ihr habt sicher schon einmal in einem eurer Fortbildungsseminare etwas über die sogenannten Distanzzonen gelernt -… Wenn wir also bedenken, dass bereits ab einer Nähe von ca. 60 cm unsere ganz persönliche Intimzone beginnt und hier nur Personen mit besonderer Erlaubnis etwas verloren haben, sah unser Prä-CoVid-Alltag mit Fremden doch ziemlich intim aus oder?

Der tägliche Stress mit der anerlernten Nähe

Ohne dass es uns besonders aufgefallen ist, sind Menschen in unserer Intimzone herumgestapft und haben uns ein unangehmes Gefühl bereitet. Denn kommt uns jemand zu nahe, ist das Stress, wenn auch nur unbewusst. Unser System bereitet uns für den Notfall vor, produziert Adrenalin und geht in den Flucht-, Kampf- oder Erstarrmodus. Das belastet Körper, Geist und Psyche – und das kontinuierlich.

Und anstatt gut für uns zu sorgen, lassen wir zu viel Nähe automatisch zu. Wir haben uns sogar schon daran gewöhnt. Es wäre uns im Gegenteil sogar unangenehm, Menschen darauf anzusprechen, dass sie uns zu nahe kommen. Wir hätten ein schlechtes Gewissen, wenn wir Grenzüberschreiter zurechtweisen würden. Das könnte beleidigend oder abweisend wirken.

Im Laufe der letzten Jahre hatte ich in meinen Coachings immer wieder KlientInnen mit dem Problem, dass ihre Führungskraft unangenehm nahe kam, und der Frage, wie man ihn/sie höflich auf Abstand halten kann. Jetzt ist es sogar ein Muss geworden und vielleicht können wir daraus eine weise Erkenntnis gewinnen.

Bewusste Achtsamkeit mit unserer Wohlfühldistanz

Der CoVid-Abstand macht es uns wieder bewusst. Abstand ist gesund. Nicht nur in Viruszeiten auf körperlicher sondern generell auf psychischer Ebene. Und während ich im Selbstversuch die letzten Tage ganz bewusst auf die neu gewonnene natürliche Distanz ab 1,5 Metern achte, merke ich, wie gut dieser Abstand tut; wie gut es tut, sich ganz bewusst damit auseinanderzusetzen und sich zu fragen:

  • Wer darf mir näher als 60 cm kommen? (Intimzone)
  • Wer ist mir im Abstand von 60-150 cm lieber? (persönliche Zone)
  • Wen möchte ich in Zukunft mit mehr als 1,5 Meter auf Distanz halten (gesellschaftliche Distanz)

Und es ist wichtig, hier bewusst auf sein Gefühl und seine Bedürfnisse zu achten: Nur weil es ein Familienmitglied ist, hat es kein automatisches Recht auf Eintritt in die Intimzone.

In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund - körperlich und emotional!

 

Und wenn Sie Lust und Zeit haben, können Sie das nachstehende Modell gleich für eine Selbstreflexions-Übung nutzen:

  1. Welche Personen tummeln sich in welcher meiner Zonen?
  2. Welche Personen habe ich gern dort?
  3. Welche Personen gehören eigentlich in eine andere Zone?
  4. Welche Grenzen erlaube ich mir zu setzen und zu wahren?


 

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