Von Sterben, Tod und Lebensglück

Kürzlich hatte ich - im Rahmen einer Krisenausbildung - mit meinen LehrgangsteilnehmerInnen eine hochintensive Diskussion zum Thema Leben; und kratzte dabei massiv an den Tabuthemen Sterben, Tod und Glücklichsein. So entstand dieser Blogbeitrag.

Unsere Diskussion war bei einigen TeilnehmerInnen ausschlaggebend für einschneidende Lebensveränderungen. Vielleicht können diese Zeilen auch Sichtweisen verändern. Weil das Leben zu kostbar ist, auch nur einen Tag zu vergeuden...

Eine auf den Social Media Kanälen leider inflationär gebrauchte Floskel ist die Frage: „Wenn du noch 1 Tag zu leben hättest, was würdest du tun?“ Und die Antworten lassen sich oft auf einen Nenner reduzieren: „Den Tag mit meinen Liebsten verbringen.“ Doch ist das wirklich wahr?

Eines vorweg: Ich glaube nicht, dass das wirklich stimmt. Wieso?

Wie würdest du die letzten 24 Stunden wirklich verbringen

Folgende weiterführenden Gedanken brachten die Diskussion in unserem Lehrgang erst so richtig ins Rollen.

„Ist das wirklich wahr? Würdest du wirklich die letzten 24 Stunden mit deinen Liebsten verbringen? Und wenn ja, wie? Würdest du es ihnen sagen und sie in einen Strudel von Angst und Verzweiflung stürzen? Oder würdest du es für dich behalten und dich die letzten 24 Stunden deines Lebens ihnen gegenüber verstellen? Könntest du mit der Angst vor Verlust und Tod wirklich eine schöne Zeit mit ihnen verbringen?“

Es ist meist leider eine oberflächliche und romantisch verklärte Antwort auf eine viel zu lapidar gestellte Frage. Und sie ist auch relativ unrealistisch. Vollkommen real ist allerdings die Gewissheit, dass unsere Zeit begrenzt ist, obwohl wir vielmehr so leben, als gäbe es kein Ende der Zeit. Als gäbe es immer ein Morgen. Zumindest verschieben wir die Dinge, die uns wichtig sind immer dahin, auf morgen.

Der eigenen Sterblichkeit bewusst begegnen und daran wachsen

Die ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit kann ein emotional bereichernder Entwicklungsprozess sein. Es ist eine wertvolle Gelegenheit zu sich und seinen echten Sehnsüchten und Träumen zu finden. Es rückt Werte und Wertigkeiten zurecht und hilft sein Leben sinnerfüllt und glücklich zu leben.

Aus der Sterbeforschung wissen wir, welche fünf Dinge Menschen an ihrem Lebensende am meisten bereuen und dass es mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei uns diese Dinge sein werden, die wir einmal bereuen werden. Dennoch schaffen es nur wenige, aus den Fehlern der anderen zu lernen und ihr Leben neu auszurichten. Obwohl sowohl Verstand wie auch Herz wissen, dass diese Forschungsergebnisse richtig liegen.

 

«One day
or
day one.
You decide.»
Paulo Coelho

 

Was wir wahrscheinlich am meisten bereuen werden, und warum wir es nicht jetzt schon leben

Wenn wir in unserer beruflichen und privaten Umgebung achtsamer hinhören, merken wir, dass die meisten jetzt schon wissen, was sie eigentlich mehr oder weniger ‚tun wollen würden’.

Weniger arbeiten zum Beispiel, mehr Zeit für Familie und Freunde haben und diese Zeit miteinander genießen. Ja eh! Aber wer tut’s denn wirklich? Wer ändert sein Leben danach, schraubt im Job und in der Karriere zugunsten Freunde und Familie einen Gang zurück? Da muss doch der Lebensstandard gehalten werden oder das Image weiterhin am Glänzen gehalten werden?. Mit weniger wären wir doch nicht zufrieden oder glücklich? Wir wissen, dass weder Geld noch Image glücklich machen. Es sind die Momente, in denen wir lieben, die uns zum inneren Strahlen bringen und uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wenn wir daran zurückdenken.

Mehr zu mir und meinen Bedürfnissen zu stehen und nicht für andere zu leben, ist auch so ein Punkt. Aus Angst vor Konflikten oder davor andere zu enttäuschen, verstellen wir uns, verbiegen uns bis der Rücken krumm ist. Unterdrücken, was wir fühlen, bis wir Magenschmerzen bekommen oder uns der Kopf zerplatzt. Bevor wir uns der Gefahr stellen, mutig und treu zu uns und unseren Träumen zu stehen, gehen wir lieber faule Kompromisse ein und verschieben unsere Selbstverwirklichung auf später. Wann immer das sein soll.

Glücklicher sein und das Leben genießen, und mir beides auch erlauben, wäre auch noch eine Sache auf der Liste. ‚Ja ich weiß eh, ich sollte das Leben mehr genießen, aber...’ Wie oft ich diesen Satz höre. Stattdessen sind wir hart zu uns, treiben uns noch mehr an, können uns das kleine Glück vor Selbstzweifel und Schuldgefühlen nicht erlauben. Rackern weiter, um etwas zu beweisen; mit der Erkenntnis, dass dieser Beweis nie die Erfüllung bringen wird, die wir uns wünschen.

Glück ist eine Entscheidung: so einfach und doch so schwer

Glücklicher und erfüllter zu leben, ist eine Entscheidung. Kein Job oder Geld der Welt kann uns diese Entscheidung abnehmen. Wir knüpfen unser Glück an Ereignisse:

  • wenn ich erst das erreicht habe, dann....
  • wenn nur endlich wieder ein Partner in meinem Leben ist, dann...
  • wenn ich nur einen anderen sinnvolleren Job hätte, dann....
  • wenn ich verheiratet wäre, dann...
  • wenn ich mehr Geld auf der Bank hätte, dann...
  • wenn ich wieder Single wäre, dann...
  • wenn ich gesund wäre, dann...
  • wenn ich ein Kind hätte, dann....
  • wenn ich nur kinderlos wäre, dann...

Dieses „Dann“ ist eine gefährliche Täuschung. Es tritt nie ein. Nie. Solange wir unser Glück an bestimmten Ereignissen festmachen, stehen wir unserem Glück selbst im Weg. Denn selbst wenn diese Ereignisse eintreffen, haben wir kurz darauf, den nächsten Deal, weil uns das Ereignis selbst eben nicht glücklich macht. Es ist die Einstellung, die hinkt. Es sind Werte, die uns täuschen. Und manchmal, ja manchmal ist es auch die Angst vorm Glücklichsein.

 

Forsetzung folgt: Demnächst ein Blogbeitrag zum Thema "Die Angst vorm Glück" und "Wie Glück funktionieren kann"

 


 

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